Eiförmige Gestalten

Als Vincent van Gogh in der Abenddämmerung den Deich entlangläuft, trifft er auf dem schlammigen Sandweg auf eine weitere Schafherde mit Hirten. Er begleitet sie eine Weile und beobachtet, wie die Tiere im Schafstall verschwinden:

„Und jetzt, als die Dämmerung hereinbrach, stellen Sie sich die Stille, den Frieden zu dieser Zeit vor, stellen Sie sich einen kleinen Weg mit hohen Pappeln voller Herbstlaub vor; Stellen Sie sich einen breiten schlammigen Weg vor, überall schwarzer Schlamm, mit endloser Heide zur Rechten, endloser Heide zur Linken, ein paar schwarze, dreieckige Silhouetten. Plaggenhütten, in deren Fenstern ein rotes Licht vom Feuer scheint, hier und da ein paar Tümpel schmutzig-gelben Wassers, in denen sich der Himmel spiegelt und in denen Bäume vermodern. Stellen Sie sich diese schlammige Szene in der Abenddämmerung vor, mit einem weißlichen Himmel darüber, so dass alles in Schwarzweiß gehüllt ist, und mitten in dem Schlamm eine zottige Gestalt, der Hirte, und ein Haufen eiförmiger Gestalten, halb Wolle, halb Schlamm, die zusammen- stoßen, sich hin und her schubsen, die Herde. Sie sehen sie herankommen, Sie stehen in ihrer Mitte, Sie drehen sich um und folgen ihnen. Mühsam und widerwillig kämpften sie sich auf dem schlammigen Weg voran. In der Ferne sieht man das Bauernhaus, ein paar Moosdächer und Stroh- und Torfhaufen zwischen den Pappeln, und der Schafstall hat wieder die Silhouette eines Dreiecks. Dunkelheit. Die Tür ist weit geöffnet wie der Eingang zu einer dunklen Höhle. Durch die Ritzen der Bretter scheint das Licht des Himmels dahinter. Die ganze Karawane aus Wolle und Schlamm verschwindet in dieser Höhle, der Hirte und eine Frau mit einer Laterne schließen die Türen hinter ihnen. Die Rückkehr der Herde in der Abenddämmerung war das Finale der Symphonie, die ich gestern gehört habe."