Stadtrundgang Coevorden (Festungsspaziergang)

45 Minuten (3.4 km)

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  • Am Anfang der Entstehungsgeschichte von Coevorden (wörtlich Kuhfurt) steht eine untiefe Flussstelle, die man durchwaten und an der man die Kühe hinüber treiben konnte. Die durch Sandablagerungen und Schlamm entstandene Stelle nannte man „Voorde“. Im Laufe der Zeit wurde daraus „Koevorde“ und letztendlich Coevorden. Der Name ist mit dem englischen Ort Oxford zu vergleichen, der auf die gleiche Bedeutung zurückzuführen ist.

    In Coevorden spazieren Sie…

    Am Anfang der Entstehungsgeschichte von Coevorden (wörtlich Kuhfurt) steht eine untiefe Flussstelle, die man durchwaten und an der man die Kühe hinüber treiben konnte. Die durch Sandablagerungen und Schlamm entstandene Stelle nannte man „Voorde“. Im Laufe der Zeit wurde daraus „Koevorde“ und letztendlich Coevorden. Der Name ist mit dem englischen Ort Oxford zu vergleichen, der auf die gleiche Bedeutung zurückzuführen ist.

    In Coevorden spazieren Sie durch ein Stadtzentrum mit besonderer historischer Bewandtnis. Aufgrund ihrer strategischen Lage musste man auf dem Weg in den Norden der Niederlande unweigerlich durch diese mittelalterliche Stadt. Feindliche Eroberer lagen auf der Lauer. Daher musste Coevorden Maßnahmen zur Verteidigung ergreifen: Davon zeugen noch das Schloss und Überreste der Festungsanlage.

    Doch Coevorden ist nicht nur geschichtsträchtig. In der Stadt herrscht eine nette und gemütliche Atmosphäre. Zahlreiche Caféterrassen im Zentrum laden zum Verweilen ein.

    Der Rundgang startet am Arsenal am Haven 4, ausgeschildert ist er allerdings nicht. Im Arsenal befindet sich die Touristeninformation. Dort erhalten Sie eine Broschüre des Stadtrundgangs samt Karte. Kostenlose Parkplätze finden Sie auf dem Parkplatz „De Pampert“. Dieser Parkplatz neben dem Schwimmbad „De Swaneburg“ (Pampert 2) liegt nur wenige Gehminuten vom Zentrum entfernt.

    Was Sie zu sehen bekommen

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    Unser 4-Sterne-Hotel ins Lagerhaus De Vlijt liegt nur 75 Meter vom Schloß entfernt und liegt wunderschön am kleinen Hafen Coevorden. Die hundert Jahre alten Lagerhaus wurde kürzlich als modernes Hotel...

    Kasteel Coevorden
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    Beschreibung

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    • Das Arsenal aus dem 17. Jahrhundert wurde als Lager für Waffen, Munition und Lebensmittel genutzt. Das Arsenal befand sich genau hinter der Bastion Holland, einem im Rahmen der Stadterneuerung erschlossenen Viertel von Coevorden aus der Nachkriegszeit. Nach seiner Restaurierung 1970 wurde das Gebäude als öffentliche Bibliothek mit Lesesaal in Gebrauch genommen. Das Arsenal beherbergt außerdem das städtische Museum „Stedelijk Museum Coevorden“ und die Touristeninformation. Vom Arsenal aus gehen Sie nach rechts. Links von Ihnen sehen Sie die Überreste der Zitadellengracht, später der alte Hafen.
    • Die 2008 fertiggestellte Zugbrücke George Vancouver ist in etwa an der Stelle, wo sich einst der Zugang zum Schloss befand. George Vancouver diente bei der britischen Marine und brachte die Maßstäbe der US-amerikanischen Westküste und Kanadas auf Papier. Die Stadt Vancouver ist nach ihm benannt. George war ein entfernter Verwandter der Herren von Coevorden. 2010 wurde die Brücke anlässlich der Olympischen Winterspiele nach ihm benannt. Rechts gegenüber der Brücke sehen Sie das ehemalige Speicherhaus De Vlijt aus dem Jahre 1912. Vor der Brücke an der Hafenseite steht...
    • Die Büste von General J.B. van Heutsz. Van Heutsz wurde durch seine militärischen Aktivitäten in Aceh (Niederländisch-Ostindien) bekannt, wo er sich von 1874 bis 1897 lange aufhielt. Nach dem Überqueren der Brücke sehen Sie rund 20 Meter weiter links an der Ecke...
    • Das alte Postamt, das am 1. April 1892 als Post- und Telegrafenamt eingeweiht wurde. Für den Entwurf im allseits bekannten Postamtstil ist der Reichsarchitekt C.H. Peters verantwortlich. Gegen den Bau gab es im Vorfeld heftigen Widerstand, da der Standort für das damalige Bürgertum außerhalb der Stadt lag. Das Gebäude wurde bis 1967 genutzt. An der rechten Straßenecke, neben dem alten Postamt, sind einige Jugendstil-Häuser zu bewundern. Darunter...
    • Villa Marie, Kasteel 6. Dieses Haus mit angrenzendem Bürotrakt wurde für Gerson Levie und seine Frau Maria Norden erbaut. Levie handelte mit Getreide und war Leiter einer Handelsgenossenschaft für Getreide. 1908 entwarf der ortsansässige Architekt Joh. D. Meppelink dieses Gebäude. Der Baustil erinnert an den Jugendstil. Überqueren Sie die Straße. Auf der anderen Straßenseite haben Sie das Schloss vor sich.
    • Bevor (1600) die Festung errichtet wurde, war de facto das Schloss die Stärke von Coevorden. In einer Vereinbarung aus dem Jahre 1395 zwischen dem Bischof von Utrecht und seinen Bundgenossen wurde beschlossen, dass das Schloss von Coevorden das einzige in Drenthe sein sollte – und daran hat sich bis heute nichts geändert. 1796 wurde das Hauptgebäude des Schlosses an Privateigentümer verkauft, die einen Teil als Speicherhaus nutzten und den Rest zu Wohnungen umbauten. Neben dem Schloss steht das sogenannte Gouvernementshuis. Hier wohnte und arbeitete der Gouverneur der Festung (als ranghöchster Offizier), bis es schließlich als Militärhospital genutzt wurde. Von 1900 bis 2008 diente es als Rathaus. Im Schloss, Gouvernementshuis und Speicherhaus De Vlijt haben nun Hotellerie und Gastronomie Einzug gehalten. Auf der Fassade prangt immer noch eine der ältesten Erinnerungen an die spannungsbeladene Vergangenheit von Coevorden: das Waffenschild des Herzogs von Geldern, Karl von Egmond, das hier 1527 nach seinem Besuch in der Stadt angebracht wurde. Gehen Sie vom Schloss aus nach links über die Fußgängerbrücke. Links erkennen Sie den „Hof van Coevorden“.
    • Dahinter verbirgt sich das multifunktionale Rathaus von Coevorden. Es war der Architekt Thomas Rau aus Amsterdam, der dieses nachhaltige Gebäude in markanter Form für diese historisch beladene Stelle zwischen Schloss und Markt in Coevorden entworfen hat. Die Gemeinde Coevorden hatte für diesen besonderen Standort große Ambitionen: Hier sollte „ein Monument für die Zukunft“ entstehen. Von der Fußgängerbrücke am Rathaus aus lohnt sich ein Blick auf den Sockel aus Naturstein...
    • Die Skulpturen der „Drei Podagristen“ wurden den Gemeinden anlässlich der Eröffnung der internationalen touristischen Dr. Picardtroute am 9. Mai 1968 vom niederländischen ADAC (ANWB) gespendet. Die Aktion beruht auf einer Initiative von Prof. Dr. H.J. Prakke. Die drei Podagristen waren: Dubbeld Hemsing van der Scheer, Harm Boom und Alexander Lodewijk Lesturgeon. Sie gelten als Pioniere der Emanzipation von Drenthe. Sie spazieren zurück zum Schloss und gehen nach rechts zur Straße zurück. Überqueren Sie die Straße und halten Sie sich links. Auf der anderen Seite der Aleida Kramersingel kommt das Aleida Kramer-Krankenhaus in Sicht.
    • Ein gewisses Fräulein Aleida Gerridina Kramer (1846-1902) stiftete 1904 die Mittel für den Bau des Krankenhauses. Aleida führte ein ehrsames und unauffälliges Leben. Sie war ein gescheites, schmales Persönchen in schwarzem Kleid und mit schwarzen Schuhen, äußerst sparsam und auf jeden Cent bedacht. Diese reiche Wohltäterin hatte in ihrem Testament verfügt, dass ein Großteil ihres Vermögens zum Bau eines Krankenhauses genutzt werden sollte. An der nächstfolgenden Straßenecke sehen Sie die ehemalige...
    • 1919 gegründete Berufsfachschule: In den ersten Jahren verfügte die Schule lediglich über einen angemieteten Unterrichtsraum an der Wilhelminasingel. 1924 wurde der Bau der neuen Schule fertiggestellt. Wegen ihrer imposanten Optik wurde sie damals auch als „Palast des Nordens“ bezeichnet. Das Gebäude gehört heute der Wohnungsbaugenossenschaft Wooncom, die Wohnungen und Büroräume in der Schule geschaffen hat. Entworfen hat das Gebäude der Coevorder Architekt H. Bennink. Biegen Sie vor der Schule rechts ab in die Burg. Gautiersingel. An deren Ende kommen Sie am Stieltjeskanal aus. Überqueren Sie die Straße vor der Brücke und gehen Sie nach links. Nehmen Sie nach 20 Metern rechts den Gehweg zum Van Heutszpark. Folgen Sie dem Weg geradeaus an der „Oranjebank“ vorbei und dann weiter der Route. Wo sich drei Wanderwege gabeln, steht links hinter den Koniferen...
    • Das Monument zum Gedenken an den Coevordener Widerstand im Jahre 1672. Am 30. Dezember 1672 wurde Coevorden zulasten des Bischofs von Münster („Bommen Berend“) von den Truppen des militärischen Befehlshabers von Groningen, Carl van Rabenhaupt, zurückerobert. Der Angriffsplan für die spektakuläre Rückeroberung stammte aus der Feder des aus Coevorden stammenden Schulmeisters/Küsters Meyndert Minnes van der Thijnen. Er war selbst nicht aktiv an diesem Angriff beteiligt. Als Belohnung erhielt er einen vergoldeten Silberbecher. Und später kürte die Stadt Van der Thijnen sogar zum Bürgermeister. Gehen Sie weiter an der Stadtgracht entlang. Zu Ihrer Linken steht...
    • Die Villa aus Holz im Van Heutszpark, auch „Noorse Huis“ genannt: Die Holzkonstruktion auf gemauertem Ringfundament wurde in den 1920er Jahren gebaut. Ursprünglich stand das Gebäude auf der Reichsgrenze in Emlichheim, in dem damals der Direktor der dort ansässigen Strohpappenfabrik wohnte. Bei der Fabriksumsiedlung nach Coevorden nahm der Direktor sein Haus mit. Gehen Sie weiter am Wasser entlang. Sie stoßen auf die Dr. Picardtlaan. Zu Ihrer Linken sehen Sie...
    • Den Wasserturm, der 1914 erbaut wurde und 32 Meter hoch ist. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg florierte die Wirtschaft in Coevorden. Eine Bahnstrecke, Straßenbahnlinien, Wohnviertel und Kanäle wurden angelegt und neue Fabriken eröffnet. Der Wasserturm war Teil der kommunalen Wasserwerke. Ein umfassendes Rohrleitungssystem versorgte die Stadt und ihre neuen Wohnviertel mit Leitungswasser. Vorbei waren die Zeiten, in denen man Trinkwasser aus Brunnen, Grachten und Gruben schöpfte. Gehen Sie ein Stück weit rechts und überqueren Sie dann die Straße. Auf der gegenüberliegenden Seite führt der Weg an der Gracht entlang. Die Festungsgracht gehörte zur Verteidigungsanlage der Stadt. Die hiesige Gracht war die äußere des Grachtengürtels. Von hier aus haben Sie einen schönen Blick auf die Überreste der sternförmigen Gracht. Folgen Sie dem Weg bis zur Churchilllaan. Zu Ihrer Rechten steht...
    • Die höhere Schule „Rijks HBS“: Sie war zu Beginn des Schuljahres 1909-1910 erst in einer leerstehenden Schule an der Wilhelminasingel untergebracht. Das neue monumentale Gebäude nach einem Entwurf des Reichsbaumeisters Vrijman wurde 1910 eingeweiht. Übernommen wurde es dann von der Wohnungsbaugesellschaft Domesta, die einen Appartementkomplex darin realisierte. Gehen Sie weiter auf der Churchilllaan und am Ende rechts an der Van Heutszsingel entlang. Überqueren Sie die Van Heutszsingel auf dem Zebrastreifen und gehen Sie nach links. Biegen Sie in die zweite Straße rechts ab (Aleida Kramerstraat). Auf halber Höhe sehen Sie dort bei Hausnummer 9 die...
    • Baptistenkirche (Aleida Kramerstraat 9): Hier war um 1910 eine Wäscherei. Nach der Renovierung des Gebäudes wurde es 1960 als Kirche in Gebrauch genommen. Folgen Sie der Straße bis zum Ende und dann rechts der Aleida Kramersingel. Zu Ihrer Linken sehen Sie nach 50 Metern...
    • Das (ehemalige) 1690 gegründete Waisenhaus in der Weeshuisstraat 26 war eine diakonische Einrichtung der niederländisch-reformierten Kirche. In einer Stadt mit zahlreichen Soldatenkindern, die als Halbwaisen und Waisen aufwuchsen, war ein Waisenhaus auch bitter nötig. Ein Waisenvater und eine Waisenmutter kümmerten sich um die Kinder und um bedürftige alte Menschen. Im Laufe der Zeit fungierte diese Einrichtung stets mehr als Männer- und Frauenhaus. Der angrenzende Bauernhof sorgte für den täglichen Bedarf an Gemüse, Obst, Fleisch und Molkereiprodukten. Die Inschrift auf dem Sandsteinportal über der Tür in der ansonsten einfach verputzten Fassade lautet: „Hij heeft gestroid, heeft den armen gegeven sin goedertirenheid gedurd in eeuwigheid“ (Er hat ausgestreut und den Armen gegeben; seine Gerechtigkeit währt in alle Ewigkeit.) Anno 1690. 1957 wurde das neue Altenheim „De Schutse“ im Stadtviertel Poppenhare eröffnet. Die Diakonie veräußerte daraufhin das alte Waisenhaus. Gehen Sie geradeaus in die Molenstraat (Promenade). Zu Ihrer Rechten sehen Sie die ehemalige Kaserne.
    • An der ganzen rechten Straßenseite erstreckte sich früher der Kasernenkomplex. An der Straßenecke Molenstraat/Friesestraat verweist ein Giebelstein im Treppengiebel auf das Jahr 1765. Wo heute das Café Het Geveltje ist, befand sich früher die Wohnung der Offiziere. 1908 wurde der Schnabelgiebel vom damaligen Eigentümer mit einem Treppengiebelrand versehen. Schräg gegenüber der Friesestraat befand sich früher das Wächterhaus der Friesche Poort. Eigentlich war das Stadttor nur ein verschließbarer Durchgang unter dem Stadtwall. Der Kasernenkomplex war ursprünglich noch ein paar Baracken länger. Sie wurden jedoch zugunsten eines besseren Verkehrsflusses vor einigen Jahren abgebrochen. Bis 1854 haben viele Soldaten und Offiziersfamilien in diesen langen Häuserreihen gewohnt. Dann wurde der Garnisonsstandort Coevorden definitiv aufgehoben. Am Ende der Molenstraat gehen Sie links in die Friesestraat. 200 Meter weiter rechts sehen Sie ein Haus mit einem außergewöhnlichen Giebel.
    • Das Haus mit dem Renaissancegiebel in der Friesestraat 9 verdient Ihre Aufmerksamkeit, denn in den Niederlanden ist solch ein Häuserstil selten. Der oben bunt verzierte Giebel aus Sandstein ist in einem üppigen, aus Flandern und Norddeutschland bekannten Renaissance-Stil ausgeführt. Das ursprünglich für einen reichen römisch-katholischen Tuchhändler gebaute Haus wurde über viele Generationen hinweg gewerblich genutzt. Der untere Giebel stammt aus dem Jahre 1900. Die frühere Ladenfront bestand aus zwei Schaufenstern, dazwischen ein gemauerter Treppenabsatz mit reich verzierten seitlichen Geländern und eine Tür in der Mitte. Das Bildnis in der Giebelnische stellt eine Tochter des heutigen Eigentümers dar. Auf dem Giebel aus 1631 sind Texte in der damaligen Mundart der Grenzregion zu lesen. Darin wird unter anderem gebeten, das Haus und seine Bewohner zu schützen. Derartige Texte trifft man auf der deutschen Grenzseite öfter auf Fassaden von Häusern und Bauernhöfen an. Nehmen Sie die zweite Straße rechts (Kerkstraat). Zu Ihrer Rechten sehen Sie die niederländisch-reformierte Kirche.
    • In seiner heutigen Form wurde das Gebäude um 1645 fertiggestellt. 1641 (siehe der Stein über dem Haupteingang) wurden das Fundament und die Mauern bis zur Höhe der Eingangstore erstellt. Aus Geldmangel wurde der Bau in Phasen ausgeführt. Die Kirche wurde an einem Standort errichtet, an dem schon Jahrhunderte zuvor eine ältere Kirche gestanden hatte. Die ehemalige römisch-katholische Kirche war 1592 so stark kriegsgeschädigt, dass sie nicht mehr restauriert werden konnte. Die reformierte Kirche ist eine der ersten neuen protestantischen Kirchengebäude der Niederlande. Im Gegensatz zum bis dato üblichen lateinischen Kreuz entschied man sich hier für den Grundriss eines griechisch-orthodoxen Kreuzes, bei dem die Arme gleich lang sind. Ähnliche bekannte Beispiele der frühen protestantischen Kirchenarchitektur sind die Noorderkerk in Amsterdam und die Nieuwe Kerk in Groningen. Außen ist sie schlicht, innen sehr geradlinig und ausgewogen. Beim Bau wurden Teile der alten Kirche wiederverwendet. Am Hintereingang ist noch die Jahreszahl 1612 zu lesen. 1895 wurde die Kirchturmspitze vom Blitz getroffen und vom dadurch entstandenen Brand so stark beschädigt, dass sie abgebrochen werden musste. In den 1950er Jahren wurde die Kirche aufgrund der Kriegsschäden vom April 1945 restauriert. Die letzte grundlegende Restaurierung erfolgte 1982/1983. Neben einer Reihe besonderer Grabsteine befindet sich in der Kirche auch eine Gedenktafel für Dr. Johan Picardt, Pastor in Coevorden und erster Geschichtsschreiber von Drenthe. Er wurde im Jahre 1600 in Bentheim geboren und starb 1670 in Coevorden. Picardt studierte Philosophie, Medizin und Theologie und setzte sich nachdrücklich für den Torfabbau in der Grafschaft Bentheim ein. Der Ort Alte Piccardie bei Neuenhaus ist nach ihm benannt. In der Kirche finden Sie auch einen Gedenkstein für den Küster/Schulmeister Meyndert van der Thijnen (siehe Nummer 9). Für seine List und Tapferkeit bei der Befreiung von Coevorden 1672 erhielt er vom Staatsrat sozusagen „zum Andenken seiner Kinder“ einen Silberbecher mit Gravur im Wert von hundert Gulden. Ebenso wie Claes Buyter, alias Guldenhoedt, der auch mit einem solchen Becher belohnt wurde, hinterließ er dieses Schmuckstück der reformierten Gemeinde. Claes Buyter war zunächst Hutmacher und diente später als Soldat in der „Drentse Compagnie“ von Coevorden. Beide Becher waren dreihundert Jahre lang als Kelch für das Abendmahl in Gebrauch. Sie sind im städtischen Museum ausgestellt. Ein anderer Gedenkstein erinnert an Carl von Rabenhaupt (1602, Böhmen – 1675, Coevorden), Baron von Sucha, der von 1673 bis 1675 Drost von Coevorden und Drenthe war. Dieser Titel wurde ihm als Belohnung für seine Verdienste bei den Kriegshandlungen von 1672 zuteil. Sein Leichnam wurde unter einem Grabmal in der Kirche beigesetzt. Dieses Grabmal ging 1795 bei Plünderungen durch Patrioten verloren. Eine Kopie des Helmes, der auf dem Prunkgrab thronte, befindet sich im städtischen Museum. Das Original ist im Drents Museum von Assen zu bewundern. Das Taufbecken aus Kupfer stammt aus der 1745 aufgehobenen Garnisonskirche von Lehrort (Deutschland) und ist ein Geschenk des Staatsrats an die Kirche von Coevorden. Eine prächtige Kirchen- und Konzertorgel nahm 1973 den Platz einer 1897 von Aleida Kramer gespendeten Orgel ein. Die Kanzel aus Eiche mit hübschen Holzschnitten stammt aus dem Jahre 1647. Der Schalldeckel ist mit einer Holzfigur geschmückt und symbolisiert die Verbindung zwischen Himmel, Mondsichel und Erde. Die Trauben ranken sich um den Kelch für das Abendmahl. Auch zwei Buntglasfenster zieren das Gebäude. Sie wurden von Johan Dijkstra, dem bekannten Maler aus Groningen von der Künstlergruppe De Ploeg, entworfen. 1977 wurde das Glockenspiel, ein Geschenk des inzwischen nicht mehr existierenden Fonds „Burgerzin“, im Turm angebracht. Gehen Sie weiter geradeaus in die Kerkstraat.
    • An der rechten Straßenseite steht die Synagoge (Kerkstraat 36). 1768 wandte sich die jüdische Gemeinschaft mit dem Wunsch, eine Synagoge mit dahinterliegendem Friedhof zu gründen, an den Drost Alexander R.R. Graf von Heiden (1748-1776). Er bewilligte den Antrag am 17. Mai 1768. In jenen Jahren gab es 76 jüdische Einwohner. 1840 wurde das Gebäude rundum erneuert und nebenan um ein Wohnhaus für den Religionslehrer ergänzt. 1930 wohnten 340 jüdische Bürger in Coevorden, doch kurz vor dem Zweiten Weltkrieg war ihre Anzahl auf etwa 200 geschrumpft. In der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1942 wurden alle jüdischen Einwohner ins Lager Westerbork „abtransportiert“. Davon kehrten nach dem Krieg nur 14 Überlebende zurück. Die total verwahrloste Synagoge wurde zusammen mit dem Haus des Rabbis 1975-1976 komplett restauriert und der Friedhof geräumt (die Gebeine wurden zum jüdischen Friedhof am Ballastweg umgebettet). Am Seitengiebel des ehemaligen Rabbihauses wurde 1985 ein vom Künstler Wouter van Rossum aus Coevorden entworfenes Denkmal für die nicht zurückgekehrten jüdischen Mitbewohner der Stadt angebracht. Die Skulptur symbolisiert die Bewohnerschaft der Stadt Coevorden, in deren Mitte ein großes Loch gerissen wurde. In dem Gebäude war nach der Restaurierung auch die Schule für Mundartmusik aktiv. Diese nutzt heute die Räumlichkeiten im Hof van Coevorden. Spazieren Sie zum Marktplatz zurück.
    • Das weiß verputzte Wohnhaus in der Kerkstraat 1 wurde im Verlauf des 17. Jahrhunderts (um 1673) als Rathaus zum Sitz des Bürgermeisters von Coevorden. Aus Geldmangel hatte der Stadtrat bis dahin einen Saal in einer Herberge gemietet. Das Rathaus wurde so lange genutzt, bis am 8. November 1900 das „Gouverneurshuis“ erworben wurde. Vor diesem Rathaus fand die im Niederländischen als „Ijzerkoekenoproer“ bezeichnete bürgerliche Revolte vom Dezember 1770 statt. Protestiert wurde gegen das von der Stadtverwaltung angekündigte Verbot, die Bräuche rund um das traditionelle Neujahrsgebäck zu zelebrieren. Der Kirchenvorstand und der Stadtrat wollten damit verhindern, dass die Bürger zu Silvester mit den im Waffeleisen gebackenen „Knieperties“ durch die Stadt ziehen und dabei ausgelassen und mit viel Alkohol feiern. Das Verbot veranlasste die Bürger dazu, ihrer Unzufriedenheit Luft zu verschaffen. In einem großen Aufmarsch zogen zahllose Frauen mit ihren Waffeleisen zum Rathaus. Die Stadträte wurden von den Frauen aufgejagt und so manch eine Jacke klemmte zwischen den Waffeleisen... Das Gebäude wurde 1817 noch modernisiert und bis 1900 von der Stadtverwaltung genutzt. Am Ende der Kerkstraat kommen Sie auf den Markt.
    • Dort blicken Sie gegenüber auf die Skulptur mit der Gänsehüterin („Ganzengeesje“). Diese Bronzeskulptur auf einem Sockel aus Kunststein ist eine Ode an die Gänsehüterinnen, die bis zu Beginn des vorigen Jahrhunderts jeden zweiten Montag im November die Gänse zum Markt brachten. Im Volksmund heißt dieser traditionelle Gänsemarkt auch „Leste biestemaondag“. Die Tiere wurden hier an die Händler verkauft, die vor allem nach dem Einzug der Eisenbahn 1905 viele Gänse als Weihnachtsbraten nach England beförderten. Schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts kauften die Händler immer häufiger direkt bei den Bauern ein. Auch der bessere Wasserhaushalt in der Region trug dazu bei, dass die Gänsezucht in den 1920er Jahren aufgegeben wurde. Die nassen Ländereien und die zahlreichen Teiche, die für die Zucht genutzt wurden, verwandelten sich in Bauland und Wiesen. Seit 1962 wird im Rahmen des alljährlich stattfindenden Gänsemarkts auch eine Miss Gänsehüterin gekürt. Offiziell enthüllt wurde die Skulptur am 14. Oktober 1978 vom Königlichen Kommissar von Drenthe, mr. A.P. Schilthuis. Künstler: J. Sterenberg aus Makkum. Auf dem Marktplatz biegen Sie rechts ab in die Bentheimerstraat. Die Bentheimerstraat ist eine Einkaufsstraße, in der nach wie vor viele mittelständische Einzelhändler wohnen und arbeiten. Der Straßenname ist richtungsweisend, denn die Grafschaft Bentheim liegt in genau dieser Himmelsrichtung. Am Ende der Straße und vor der inneren Gracht der Festung befand sich einst ein Festungswall, in dem das zweite Stadttor „Bentheimerpoort“ Zugang zur Stadt bot. An der Hausnummer 48 rechts an der Ecke zur Spoorhavenstraat sind die Überreste einer Kaserne mit dem Original-Schnabelgiebel aus dem Jahre 1770 zu sehen. Genau wie in der Friesestraat lag hier die Kaserne unweit des Stadttors. Die Kasernen waren strategisch günstig am Ende der Straßen angeordnet, die alle strahlenförmig am Markt auskommen. Wir gehen bis zur Bentheimerbrug, die diese alte Festungsgracht überspannt. Biegen Sie vor der Brücke (Bentheimerbrug) links ab. Wählen Sie den Weg am Wasser entlang. Dieser von der inneren Festungsgracht übrig gebliebene Teil verbindet den Coevorden-Almelokanal mit dem Stieltjeskanal, beides sehr wichtige Wasserwege in Südost-Drenthe. Auch der Kanal Coevorden-Alte Piccardie mündet in dieser Festungsgracht. In jener Umgebung wird derzeit an der Stadtentwicklung gearbeitet. Archäologische Untersuchungen haben hier Erstaunliches zu Tage befördert.
    • In der Kurve am Wasser stoßen Sie auf die moderne Interpretation einer Bastion. Im 17. Jahrhundert schützten insgesamt sieben Bastionen die Stadt Coevorden vor Feinden. So eine Bastion, die aus der Linie der Festungsanlage vorspringt, war ideal zur Verteidigung. Hier waren Kanonen aufgestellt. Die sieben Bastionen am Stadtrand von Coevorden hielten den Feind durch das angrenzende Wasser und hohe Mauern auf Distanz. Beim Rückbau der Festung im Jahre 1854 wurden alle Bastionen abgegraben. Um die alte Struktur der Festigungsanlage sichtbar zu machen, wurden drei der sieben Bastionen in modernem Stil neu aufgebaut. Gehen Sie bis zur nächsten Brücke weiter am Wasser entlang. Gehen Sie dann links in die Oosterstraat und wieder zum Markt. Hier endet diese ToReCo-Festungswanderung.
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