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Stundenlang muss er in dem kleinen, stickigen Deckshaus gesessen haben. Von dem trockenen, warmen Schiffsquartier aus konnte er die dunkle Umgebung durch die kleinen Fenster langsam vorbeiziehen sehen. Es wird raues Herbstwetter auf der Snikke gewesen sein, mit der er von Hoogeveen nach Veenoord/Nieuw-Amsterdam reiste. Im Tempo eines langsam gehenden Mannes oder vielleicht eines Pferdes, das eine schwere Last tragen musste.
Ja, auch der nun zu den berüh…
Stundenlang muss er in dem kleinen, stickigen Deckshaus gesessen haben. Von dem trockenen, warmen Schiffsquartier aus konnte er die dunkle Umgebung durch die kleinen Fenster langsam vorbeiziehen sehen. Es wird raues Herbstwetter auf der Snikke gewesen sein, mit der er von Hoogeveen nach Veenoord/Nieuw-Amsterdam reiste. Im Tempo eines langsam gehenden Mannes oder vielleicht eines Pferdes, das eine schwere Last tragen musste.
Ja, auch der nun zu den berühmtesten Malern der Welt gehörende Vincent van Gogh kam im Jahr 1883 an seine Grenzen. Natürlich war er das in der Borinage bereits gewohnt. Von Hoogeveen aus beschloss er im Oktober ins Zwillingsdorf abzureisen. Starkem Wind und heftigem Sturzregen muss er in der Drentschen Moorlandschaft begegnet sein. Seine bereits etwas demütige Stimmung wurde dadurch nicht heiterer. Als er jedoch in Veenoord an Land ging und ihm bei Wirt Scholte im schönen weißen Gebäude an der Ecke der Van Goghstraat und Schooldijk Unterkunft gewährt wurde, wurde ihm alles sonnenklar.
An seinen Bruder Theo schrieb er in dieser kurzen Zeit mehr als 23 Briefe, in denen er ausführlich über die reine Schönheit sprach, die er in den dunklen Torflandschaften sah.
Vincent war so begeistert von seinen Entdeckungen, dass er in Veenoord endlich erkannte, dass er viel lieber Maler als Prediger war. Die düstere Umgebung inspirierte ihn schließlich dazu, Pinsel und Palette zu wählen. Dabei liebte er die Freiheit, wanderte durch die Felder und wählte den einen schönen Moment aus, in dem ihm sowohl das Motiv als auch das Licht perfekt erschienen.
Ja, Vincent entdeckte, was für immer seine Berufung war. Nicht das Wort Gottes, sondern die Pinselstriche. Vielleicht mit einem Hauch von Übernatürlichem…
Im Van Gogh Haus in Nieuw-Amsterdam/Veenoord ist immer noch die Atmosphäre aus Vincents Zeit zu spüren. Ausgerechnet an dieser Stelle steht das einzige öffentlich zugängliche Gebäude, in dem van Gogh auch tatsächlich lebte, aß und schlief und das sich noch im ursprünglichen Zustand befindet. Zumindest so gut wie ursprünglich, weil an dem Gebäude ein bisschen gebastelt wurde.
Vincents Zimmer ist natürlich eine der Hauptattraktionen an diesem Ort. Sein Bett, sein Holzofen, aber auch sein Balkon mit Blick auf die Brücke, die er malte. Doch nicht nur sein Zimmer kann in alter Pracht bewundert werden. Auch das Gasthaus Scholte wurde so gut wie möglich in die Atmosphäre der 1883er Jahre zurückversetzt. Natürlich mit den heutigen Einrichtungen, um es zu einem echten Restaurant zu machen. Aber auch mit vielen Relikten aus Vincents Zeit. Für Kunstliebhaber ein absolutes Muss und für jeden Anderen mehr als nur einen Besuch wert.